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SEER von Takayuki Todo, Ausstellung: Empathische Systeme, Frankfurter Kunstverein
Foto: Norbert Miguletz zur Ausstellung "Empathische Systeme"

"Schau mir in die Augen, Kleines" und zeig mir mein Gefühl!

Große Augen im kindlich-zarten Gesichtchen blicken mich direkt an. Synchron spiegelt das Köpfchen Bewegungen und jede Mimik wider, die bewusst oder unbewusst von mir ausgehen. Kaum ist’s möglich, der intensiven Präsenz zu entgehen – berührt dieses Wesen doch eigenartig emotional ... Eine Illusion. Berechnete Gefühle im Angesicht künstlich intelligenter Materie. Ein Roboter. An sich unverkennbar – liegt die steuernde Elektronik an offener Kopfseite doch blank! Aber dieser Ausdruck … diese Empathie …

Schöne neue Welt – willkommen in der Zukunft, die längst zur Gegenwart geworden ist: Künstliche Intelligenz (KI) bzw. Artificial Intelligence (AI) boomt in vielerlei Erscheinungsformen. Und immer mehr kann und soll sie dabei auch Gefühle zeigen. Hier ist es SEER, eine Installation des Künstlers Takayuki Todo, in dessen Ausdruck man sich wiederfindet. Der Name steht für „Simulative Emotional Expression Robot“. Zusammen mit weiteren auf die eine oder andere Weise organisch anmutenden Exponaten der Künstler Theo Jansen und Yves Netzhammer war dieser im Jahr 2019 beim Frankfurter Kunstverein zu erleben: Unter dem Titel Empathische Systeme * präsentierte die Ausstellung eindrucksvoll, wie Grenzen zwischen Mensch bzw. Lebendigem und Maschine verschwimmen.

Schon seit jeher fasziniert Menschen die Vorstellung vom künstlichen Homo Sapiens – von Androiden mit (über)menschlicher Intelligenz und der Befähigung zu selbstständigem Denken, Kommunizieren und Handeln. Humanoide Science-Fiction „ex machina“ – vom seinerzeit noch recht fleischlich daherkommenden Frankenstein bis zum hochtechnisierten Terminator Jahre später– zeugen davon. Und mögen die Proportionen manch Hollywood-bewährter Kunstwesen vom Menschlichen bisweilen auch abweichen – man erinnere sich nur an „Nr. 5 lebt“ – so schreibt die Filmwelt ihnen doch fast immer Emotionen zu, sei es als Bösewicht oder Weltenretter. Zumindest was „die dunkle Seite der Macht“ betrifft, mag da beruhigen, dass heutige Realität derart autarke Schöpfungen (noch) nicht hervorbringen kann. Wenngleich das technologisch Machbare dank Künstlicher Intelligenz (KI) bereits beachtlich ist.

Hinter KI steht das Bemühen, quasi menschliches Lern-, Denk- und Reaktionsvermögen auf Maschinen zu übertragen. KI geht über herkömmliche regelbasierte Programmierung hinaus, indem sie ist darauf ausgelegt ist, automatisiert auch zu lernen und situativ eigenständig Lösungen zu finden. Eine zentrale Rolle kommt dabei der zugrundeliegenden Datenbasis zu: Anhand dieser wird das System über komplexe Algorithmen darauf „trainiert“, Muster und Gesetzmäßigkeiten selbstständig zu erkennen, um für unterschiedliche Situationen jeweils passende Ergebnisse hervorzubringen. Fast unheimlich wird es, wenn dabei dann eben auch noch Gefühle ins Spiel kommen, die von den Maschinen erkannt, unterschieden, gedeutet und wiedergegeben bzw. in bestimmte Handlungen umgemünzt werden. Dieser als „Emotionale Künstliche Intelligenz“ (Emotion AI) oder auch „Affective Computing“ bezeichnete Teilbereich der KI steht heutzutage im Fokus vieler Entwicklungen: In der Automobilindustrie etwa sollen sogenannte Emotion-Detection-Fahrsicherheitssysteme eine Fahruntüchtigkeit erkennen, um dann zu warnen bzw. sogar einzugreifen. Werbung, Spiele- und Unterhaltungsindustrie möchten auf Basis von Emotion AI ihr Angebot noch griffiger ausrichten. Im Kundenservice und überall dort, wo sonst noch Sprachassistenzsysteme ( Chat- und Voicebots ) zum Einsatz kommen, erhofft man sich über das „Emotionale“ die individualisierte Verbesserung der Kommunikation. Entwicklungen, für die sich auch die Bankenwelt interessiert.

Ein großer Hoffnungsträger ist Emotionale KI im Gesundheitswesen, besonders in der Pflege: Der fortschreitende demographische Wandel einer alternden Gesellschaft führt schon heute zu akutem Notstand. Bis zum Jahr 2030 wird die Zahl Pflegebedürftiger laut Bertelsmann-Studie um weitere 50 Prozent zunehmen. Fast 500.000 Vollzeitpflegekräfte fehlen dann allein in Deutschland. Hier denkt man über den Einsatz von Service-Robotern nach, Pilotprojekte laufen bereits. Nebenbei verfügen die künstlich intelligenten Pflegekräfte bekanntermaßen über ganz spezifische Vorzüge: Sie bekommen weder Rückenschmerzen noch Burnout. Arbeitszeiten spielen keine Rolle. Auch in den Urlaub fahren Roboter eher nicht – es sei denn, zur Verrichtung ihrer Dienste. Denkbare Einsätze sind z. B. das Erinnern an Medikamenteneinnahmen, Anleitungen für Bewegungsübungen oder Gedächtnisspiele mit Demenzerkrankten. Unabdingbare Grundvoraussetzung für alles ist jedoch die positive Bereitschaft Pflegebedürftiger, sich auf solche neuartigen Pflegekräfte überhaupt einzulassen. Im Sinne einer vertrauten Atmosphäre ist man daher bestrebt, diese mit möglichst menschenähnlicher Kommunikationsfähigkeit und ansprechendem Äußeren auszustatten – schließlich möchte man sich vor der künstlichen Hilfskraft ja nicht fürchten. Es wird aus ethischer Sicht allerdings auch davor gewarnt, Technik als (alleinigen) Ersatz für menschliche Gesellschaft und Zuwendung vorzusehen: Denn echte Herzenswärme sucht man bei den „Robis“ nun mal vergeblich. Ihre "Empathie" beruht einzig auf Berechnung – im wahrsten Sinne des Wortes.

Werte existieren für Systeme nur in digital Messbarem, nicht in ethischer Hinsicht. Verstehen oder fühlen kann das System nicht: Wo Menschen durch Riechen, Schmecken, Hören, Sehen, Tasten Sinneseindrücke sammeln, die sie auf Basis früherer Erfahrungen verstehen, bewerten und emotional verarbeiten – nehmen Maschinen Informationen via Kamera, Mikrophon oder sonstige Sensorik auf, die sie dann in digitalisierter Form als Daten verarbeiten: Im Bereich Emotionaler KI konzentriert sich diese Datensammlung besonders auf Ausprägungen gefühlsassoziierter biometrischer Merkmale wie Mimik, Gestik, Haltung, Pupillengröße, Temperatur oder Herzfrequenz etc. Ihrem Algorithmus folgend wertet die Maschine diesen Input dann auf Grundlage ihrer vorhandenen Datenbasis aus und kann sie digitalisierten Gefühl(swert)en wie Frohsinn, Trauer, Wut, Ekel, Angst oder Überraschung zuordnen, um programmgemäß zu (re-)agieren: So glänzte der kleine Roboter Pepper beim „Girls‘Day 2017“ z. B. damit, dass er der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Besuch artig die Hand gab. Sein Roboter-Kollege Asimo hatte diese Form der Höflichkeit zwei Jahre zuvor in Tokio offenbar noch nicht in seiner KI, als er sich Merkels zum Gruße gereichter Hand entzog. Eines von vielen Beispielen, die zeigen, dass KI eben doch immer noch „nur“ so gut sein kann, wie die Daten, mit denen sie zuvor „gefüttert und trainiert“ wurde.

Als Fazit dieses Beitrags lässt sich wohl anerkennen, dass KI heute schon wirklich Erstaunliches leisten kann. Und die Entwicklung geht weiter – handelt es sich doch um ein Feld, dem neben Lösungen für viele Bereiche auch ein enormes wirtschaftliches Potenzial innewohnt. Den Menschen selbst – als (ethisch) wertende wie kontrollierende Instanz – kann KI jedoch auch absehbar nicht ersetzen. Geschweige denn entbehren, soweit fürs Stillen emotionaler Bedürfnisse immer noch wahre Gefühle und echte Empathie gefragt sind – was man sicherlich als durchaus wünschenswert betrachten kann.

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Bildnachweise zur Ausstellung "Empathische Systeme" *

- "SEER und menschliches Gesicht", Foto: Norbert Miguletz, Copyright: Frankfurter Kunstverein, Empathische Systeme
- "SEER Fotoserie", Foto: Takayuki Todo, Copyright: Frankfurter Kunstverein, Empathische Systeme
- "SEER mit Steuerung", Foto: Takayuki Todo, Copyright: Frankfurter Kunstverein, Empathische Systeme

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