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Für viele Menschen ist die Energiewende mit Sorgen und Ängsten verbunden: Etwa, inwieweit es für ihre Bestandsimmobilie überhaupt bezahlbare Lösungen gibt, um künftigen Auflagen gerecht zu werden? Ein Begriff, der dabei immer wieder auftaucht, ist die Wärmepumpe. Sparda-Bank Hessen (SBH) sprach im Juli 2023 mit Energieberater Christian Zahrt (CZ): Nachdem der erste Teil des Interviews sinnvollen nächsten Schritten wie dem geförderten Sanierungsplan gewidmet war, blicken wir nun näher auf die Wärmepumpe.
SBH: Die Wärmepumpe ist ein Mittel der Wahl für die Ablösung von Öl- und Gasheizungen.1 Viele meinen jedoch, dafür gar nicht die Voraussetzungen zu haben. Wie sehen Sie das?
CZ: Es herrscht leider eine allgemeine „Wärmepumpe geht bei mir nicht“-Stimmung. Was tatsächlich aber häufig ein Irrglaube ist. Dennoch lässt sich pauschal nicht sagen, dass eine Wärmepumpe immer geht. Für konkrete Aussagen muss man die individuellen Gegebenheiten des Gebäudes berücksichtigen.
SBH: Worauf kommt es dabei an?
CZ: Ein Schlüssel ist der sogenannte COP, der Coefficient of performance: Dieser beschreibt einfach ausgedrückt, mit wie viel Kilowattstunden Strom eine Wärmepumpe welche Anzahl Kilowattstunden Heizenergie erzeugen kann. Nur wenn der COP hoch genug ist, lohnt es sich, zur Erzeugung von Wärme den Preis von Strom zu zahlen. Die Klimaanlage zum Beispiel, ist als Wärmepumpe ein System, welches mit Außen- und Inneneinheit zugunsten des COPs hocheffizient aufeinander abgestimmt ist, um möglichst viel Wärme bzw. Kälte mit dem gebrauchten Strom zu erzeugen.
SBH: Was bedeutet das im Hinblick auf die sinnvolle Anschaffung einer Wärmepumpe?
CZ: Wenn wir beim Bestandsgebäude über den Einbau einer Wärmepumpe sprechen, finden wir dort in der Regel noch herkömmliche Heizungsleitungen und Heizkörper vor. Diese stellen die Inneneinheit dar, beziehungsweise realisieren die Wärmeübergabe. Solche älteren Heizkörper erfordern in unsanierten Bestandobjekten allerdings höhere Vorlauftemperaturen als sie für den effizienten Betrieb von Wärmepumpen notwendig sind. Und dies ist der Knackpunkt: Denn wenn wir eine Wärmepumpe einbauen, haben wir damit ja nur den Wärmeerzeuger, zu dem die Wärmeübergabe im Zusammenspiel passen muss, um einen angemessenen COP zu gewährleisten. Andernfalls würden unnötig hohen Stromkosten entstehen.
SBH: Wie geht man so etwas dann am besten an?
CZ: Wir müssen immer das gesamte System betrachten und so auslegen, dass es zu den Gegebenheiten des Hauses passt: Deshalb spielen auch Maßnahmen wie der Einbau geeigneter Fenster und die Dämmung der Gebäudehülle eine wichtige Rolle. Die bauphysikalischen Gegebenheiten bestimmen die notwendige Wärmeleistung zur Beheizung der jeweiligen Räumlichkeiten. Wenn man heute eine zehn Jahre alte Gasheizung besitzt, macht es dennoch unbedingt Sinn, mit einem Energieberater zu sprechen, um vorausschauend zu planen. Da sind wir wieder beim individuellen Sanierungsplan. Womöglich wollte man in den nächsten Jahren ohnehin die Fenster sanieren und hat dann vielleicht auch für die Fassadendämmung noch etwas auf dem Sparbuch übrig? Weil man das Thema Schimmel beziehungsweise Lüftung beim Austausch der Fenster berücksichtigen sollte. Ein Energieberater würde hierzu dann vielleicht so etwas sagen, wie: „Bitte Fenster möglichst zusammen mit einer Fassadensanierung erneuern und eine feuchtgeführte Lüftung zur Gewährleistung des Mindestluftwechsels einplanen, bevor in 15 Jahren dann die Wärmepumpe mit den passenden Heizkörpern folgt.“
SBH: Gibt es auch pauschale Ausschlusskriterien für den Einbau einer Wärmepumpe?
CZ: Grundsätzlich nein, dazu muss man wirklich ins Detail gehen. Natürlich, wenn wir in einem Gebäude noch alte Heizkörper haben, die nicht ausgetauscht werden sollen, die Gebäudehülle nicht saniert wird, beziehungsweise vielleicht sogar denkmalgeschützt ist, wird es mitunter anspruchsvoll. Der Einbau einer Wärmepumpe wäre zwar auch dann noch möglich, aber nicht effizient: Es würde zu viel Strom kosten und könnte die Heizkosten in die Höhe treiben. Doch selbst dann könnte man mit dem Energieberater und einem Heizungsbauer überlegen, wie sich Energie einsparen lässt und welche Möglichkeiten es gibt, das Gebäude wirtschaftlich zu beheizen. Es gibt fast immer eine Lösung!
SBH: Aber falls eine Wärmepumpe nun wirklich nicht geht, was bleibt dann alternativ?
CZ: Also, wenn eine Wärmepumpe letztlich wirklich nicht realisierbar ist, könnte eine Biomasseheizung der nächste gangbare Weg sein. Zu bedenken ist allerdings, dass für Pellets beziehungsweise Scheitholz entsprechende Lagermöglichkeiten benötigt werden. Falls bisher ein Öltank vorhanden war, kann meistens der Tankraum zum Pelletlager umgewandelt werden. In jedem Fall sollte der kommunale Wärmeplan berücksichtigt werden. Denn die Pläne der Gemeinde, könnten auch schon die Lösung zu einer sinnvollen Beheizung des Gebäudes für die Zukunft liefern.
SBH: Wärmepumpen gibt es ja für unterschiedliche Energiequellen. Können Sie kurz etwas zum jeweiligen Vorkommen in der Praxis sagen?
CZ: Im privaten Wohngebäudesektor reden wir fast ausschließlich von Luft-Wasser-Wärmepumpen, welche die Außenluft als Wärmequelle nutzen, beziehungsweise Luft-Luft-Wärmepumpen, also so, wie eine Klimaanlage. Leider wird viel seltener Geothermie realisiert – also Erdwärmepumpen, die sogenannten Sole-Wasser-Wärmepumpen. Diese scheitern meist an den hohen Investitionskosten oder den örtlichen Gegebenheiten. Eine geeignete Fläche muss vorhanden und für ein großes Bohrfahrzeug zugänglich sein. Liegt das Objekt nicht in einem Wasserschutzgebiet und eine passende Fläche ist gefunden, muss untersucht werden, wie viele Bohrungen entsprechend der Heizlast des Gebäudes benötigt werden. Leider ist der Anteil der Geothermie noch immer sehr gering, obwohl durch Nutzung der Erde als Wärmequelle für eine Wärmepumpe eine Effizienzsteigerung von circa 30 Prozent im Vergleich zu einer herkömmlichen Luft-Wasser-Wärmepumpe erzielt werden kann. Da die Bohrlöcher sehr robust und langlebig hergestellt werden, sind Erdsondenbohrungen eine echte wertsteigernde Investition für eine Immobilie und eine sinnvolle Maßnahme, wenn die örtlichen Gegebenheiten passen.
SBH: Vielen Dank für diese wertvollen Entscheidungshilfen, wobei auch die Zusammenhänge noch einmal deutlicher werden.
1 Weitere Informationen vom
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
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Gesprächspartner: Christian Zahrt, Dipl.-Wirtschaftsingenieur (FH)
Zu den weiteren Teilen des Interviews vom 18.07.2023:
Teil 1: Individueller Sanierungsfahrplan (iSFP): Warum und für wen dieser jetzt wichtig ist
Teil 3: Finanzierung & Förderung energetischer Maßnahmen, die jetzt anstehen
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