Sparda-Bank Hessen eG

Übersicht

Blättern

Leitzins-Effekte

Die Zinswende:
(Leit-)Zinsen runter – Aktienkurse hoch?

Sie hat‘s getan! Zum ersten Mal seit fast fünf Jahren hat die Europäische Zentralbank (EZB) zum 12. Juni 2024 die Leitzinsen wieder gesenkt – man spricht von der „Zinswende“. Der Hauptrefinanzierungszins liegt nun bei 4,25 Prozent, die Einlagefazilität bei 3,75 Prozent. Gehen die Zinsen runter, ist das für Aktienkurse gut, so heißt es – und umgekehrt. Doch worin liegt dieser Zusammenhang zwischen Zinsen und Kursen? Und kann es auch anders laufen? Welche Entwicklungen zeichnen sich nach diesem „Zinswende-Schritt“ ab?

Ab März 2016 lag der Hauptrefinanzierungszins auf Nulllinie, bis die EZB diesen seit dem 27. Juli 2022 in insgesamt zehn Schritten signifikant angehoben hatte – zuletzt am 20. September 2023 auf 4,50 Prozent. Parallel, im Abstand von 0,5 Prozentpunkten darunter, stieg dazu die Einlagefazilität als weiterer Leitzins – am 27. Juli 2022 zunächst von Negativ- auf Nullzinsniveau, dann sukzessive aufwärts bis auf 4,00 Prozent am 20. September 2023.1

Mit den Leitzinserhöhungen verfolgte die EZB das Ziel, die Inflation zu bekämpfen, die seit Jahresbeginn 2021 ungeachtet kleinerer Schwankungen zusehends auf Rekordniveau anwuchs: So lag in Deutschland ein historischer Höhepunkt im Oktober 2022 schließlich bei einer Inflationsrate von 10,4 Prozent (bezogen auf das Basisjahr 2015). Und auch nach Anpassung der Bezugsgröße aufs Basisjahr 2020 waren es immer noch 8,8 Prozent2: Angesichts dessen, dass angestrebte Preisstabilität laut Währungshütender mit mittelfristig 2 Prozent am ehesten zu gewährleisten sei, also immer noch ein viel zu hoher Wert.

Höhere Leitzinsen verteuern es für Banken, bei der Zentralbank Geld zu leihen – was sie über höhere Kreditzinsen auch an ihre Kundschaft („Verbraucher“) weitergeben (müssen). Diese Verteuerung der Geldbeschaffung hat zur Folge, dass insgesamt weniger Geld ausgeliehen und in Umlauf gebracht wird. Eine Verknappung, durch die der Wert des Geldes (dessen Kaufkraft) steigt: Für einen bestimmten Geldbetrag bekommt man damit mehr – was im Umkehrschluss bedeutet, dass für eine bestimmte Menge „Ware“ betraglich weniger zu zahlen ist. Das wiederum hält das Preisniveau stabil oder drückt es sogar: so die zugrundeliegende Logik im Bemühen, die Geldentwertung – nichts anderes ist „Inflation“ – durch höhere Zinsen zu bekämpfen.

Dass Leitzinsansteige sich auch in höheren Sollzinsen der Unternehmens- und Verbraucherkredite niederschlagen3, hat allerdings noch weitere Auswirkungen auf die Wirtschaft: Während für Unternehmen damit die Fremdfinanzierung über Kredite teurer wird, verkleinert sich wegen der ebenfalls teureren Privatkredite daneben auch der Spielraum für Konsumausgaben: Wenn Menschen weniger kaufen (können), brechen Firmen wiederum die entsprechenden Umsätze weg. Das alles beeinträchtigt Wachstumsaussichten und Gewinnerwartungen, was z. B. bei Aktiengesellschaften auch auf mögliche Dividenden drückt. So gehen mit schlechteren Unternehmenslagen in der Regel auch sinkende Aktienkurse4 einher – denn Aktien sind nichts anderes als anteiliges Eigentum am Unternehmen. Diese Zusammenhänge zählen zu den Gründen, dass Zinsanstiege mit sinkenden Aktienkursen assoziiert sind und sinkende Zinsen hingegen für Kursanstiege stehen.

Nachdem die Inflation deutlich zurückgegangen war, hielt die EZB am 6. Juni 2024 schließlich den Zeitpunkt für gekommen, die bereits erwartete Leitzinssenkung zu beschließen. Hierzulande hatte sich die Inflation schrittweise zurückentwickelt bis auf 2,2 Prozent im März 2024. Für Mai 2024 ist die Rate mit leichtem Anstieg auf 2,4 Prozent beziffert, während sie für den gesamten Euro-Raum gleichzeitig mit 2,6 Prozent prognostiziert wurde.2 Die am 12. Juni 2024 dann in Kraft getretene Leitzinssenkung war die erste nach fünf (Einlagefazilität) bzw. acht (Hauptrefinanzierungszins) Jahren.1

Mit ihrem Zinssenkungsschritt ging die EZB anderen Notenbanken bis auf Weiteres voraus. Sie senkte die Leitzinsen für den Euro-Raum um 0,25 Prozentpunkte – während die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) es zeitgleich bei ihrer Tagung am 12. Juni zum siebten Mal in Folge auf gegebenem Stand beließ. Der nächste Zinsentscheid wird dort am 31. Juli 2024 erwartet. Auch die Bank of England (BoE) beschloss bei ihrer Sitzung am 20. Juni 2024 (noch) keinen weiteren Zinsschritt – deren nächste Entscheidung steht am 1. August 2024 an.

Gemäß modellhafter Erwartung wäre nach der EZB-Zinssenkung hier nun an sich mit steigenden Aktienkursen zu rechnen. Zumal davon ausgegangen wird, dass der niedrigere EZB-Zins relativ schnell auch auf die Verzinsung von Tages- und Festgeldern durchwirkt. Was der Attraktivität von Aktien (wie auch Aktienfonds) als Alternative grundsätzlich zugutekommt: Denn obwohl es bei solchen Kapitalmarktwerten immer gewisse Risiken in Kauf zu nehmen gilt, verlockt bei niedrigerem Zinslevel deren Chance auf höhere Renditen (gegenüber den vergleichsweise sicheren klassisch verzinsten Bankeinlagen) umso mehr. Im Hinblick darauf kommt es auch zu Umschichtungen von Geldern. Ein Nachfragezuwachs, der ebenfalls zu Kursanstiegen führen kann.4

Diese Zinswende lag allerdings schon länger in der Luft, weshalb man davon ausgeht, dass die Leitzinssenkung bei den Aktienkursen weitestgehend bereits eingepreist ist. Erwartungen bezüglich resultierender Kursanstiege sind damit insgesamt verhalten. Vielmehr wird gemutmaßt, dass die Erwartungen bezüglich möglicher weiterer Zinsschritte eine maßgeblichere Wirkung entfalten könnten: Zu Jahresbeginn hatten viele noch mit sechs bis sieben Zinsschritten in 2024 gerechnet, während die Schätzungen sich nun eher auf zwei bis drei Anpassungen belaufen.

Zudem können neben beschriebenen Wirkungsweisen immer auch weitere Faktoren Entwicklungen beeinflussen, wie in der Vergangenheit etwa auch schon manche Krise – so z. B., als im März 2000 die sogenannte „Dotcom-Blase“ platzte und vor allem Technologieunternehmen der „New Economy“ reihenweise Kursstürze erlitten: Trotz sukzessiver Leitzinssenkungen von Mai 2001 an, zeigte sich ein nachhaltiger Anstieg des Deutschen Aktienindex (DAX) erst wieder mit dem Frühjahr 2003. Ein weiteres Beispiel ist die Bankenkrise nach geplatzter Immobilienblase – wo Leitzinsen zwischen Oktober 2008 und Mai 2009 gesenkt wurden, der DAX aber erst rund fünf Monate nach Beginn des Zinssenkfluges von einem erst im März 2009 erreichten Tiefstpunkt aus in den neuen Aufwärtstrend ging.5

Aktuell bleibt es zu beobachten, wie die Finanzmärkte im Allgemeinen und Aktienkurse im Speziellen auf die Zinspolitik im weiteren Verlauf reagieren. Interessant sind sicherlich ebenfalls die nächsten Entscheidungen auch der anderen Notenbanken. Die kommende Zinstagung der EZB ist für den 18. Juli 2024 vorgesehen.

* Sie werden auf eine Seite außerhalb des Verantwortungsbereichs der Sparda-Bank Hessen weitergeleitet. Für den Inhalt der vermittelten Seite haftet nicht die Sparda-Bank Hessen, sondern der Herausgeber dieser Webseite.

1 siehe EZB-Zinssätze – Deutsche Bundesbank Eurosystem *
2 siehe Verbraucherpreisindex und Inflationsrate in Deutschland *wie für den Euro-Raum *
3 Anmerkung: An der Entwicklung von Bauzinsen sind maßgeblich noch andere Faktoren beteiligt: so die Inflationsentwicklung und deren Einfluss auf die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe – mit welcher auch Pfandbriefrenditen einhergehen, über die Banken ihre Immobilienkredite refinanzieren. Bei den Bauzinsen rechnet man hier vielfach eher mit einer Stabilisierung auf aktuellem Niveau.
4 So die theoretischen Zusammenhänge, sofern weitere Faktoren oder besondere Gegebenheiten nicht zu anderen Verläufen führen, was in der Praxis auch vorkommt – weshalb sichere Voraussagen im Börsengeschehen kaum zu garantieren sind.
5 siehe DAX Performance Index *


Weitere Informationen
zu Leitzinsentwicklung, Inflationsverlauf und den unterschiedlichen Leitzinsarten sowie aktuellem Börsengeschehen finden Sie über unserer Homepage.



Übersicht

Blättern

Kontakt
Termin
Vor Ort
FAQ
Kontakt

Rufen Sie uns an - wir sind gerne Mo. - Fr. von 08:00 bis 18:00 Uhr für Sie da.

069 7537-0
Termin

Wir beraten Sie gerne in unseren Filialen, telefonisch oder online. Vereinbaren Sie jetzt Ihren persönlichen Beratungstermin.

Vor Ort

Immer in Ihrer Nähe

Finden Sie schnell und einfach den Weg zur nächsten Filiale oder die nächste kostenfreie Möglichkeit zum Geldabheben.

FAQ

Sie haben Fragen? Wir die Antworten!