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Haussilhouette vor Pflanzen

Nachhaltiges Bauen – der Stoff, aus dem die Räume sind

Um das Klima ist es bekanntlich gar nicht gut bestellt: Spürbar wird dies zunehmend auch bei uns – so häufen sich Trockenheit, Extremhitze und Unwetter mit Starkregen, teils dicht aufeinanderfolgend. Um die Erderwärmung aufzuhalten, muss vor allem der Ausstoß an Kohlendioxid (CO2) reduziert werden: Hierfür gibt es auch im Bausektor viel Potenzial – z. B. über die Wahl der Baustoffe. Nachhaltiges Bauen ist auf dem Vormarsch! Traditionelle Materialien, die in der industrialisierten Welt lange vom Beton verdrängt wurden, erleben im Einklang mit vielversprechenden Innovationen gerade eine Renaissance.

Wer heute bauen möchte, muss nicht (allein) auf Beton setzen. Eine Vielzahl informativer Portale von Umweltinitiativen, Baufirmen, Architekten und weiteren Interessengruppen mit Bezug zur Branche, wie etwa Baufinanzdienstleister, tun sich unter der Web-Suche „Nachhaltiges Bauen“ auf und liefern wertvolle Anhaltspunkte zum klima- und umweltfreundlich(er)en Hausbau. Lange hatte man die Bedeutung des Bauwesens fürs Klima unterschätzt – doch gilt Beton inzwischen tatsächlich als echter „Klimakiller“: Neben Wasser und Gesteinskörnung besteht dieser nämlich aus Zement, der – quasi wie ein Kleber – alles zusammenhält. Die Herstellung ist sehr energieintensiv und setzt in großem Maße klimaschädliche Emissionen frei, da das Ausgangsmaterial Kalkstein bei etwa 1.450 Grad Celsius erst zum sogenannten „Zementklinker“ gebrannt werden muss. Durchschnittlich werden dabei pro Tonne Zement rund 600 Kilogramm CO2 freigesetzt. Allein in Deutschland sind die diesbezüglichen CO2-Emissionen mit etwa 20 Millionen Tonnen jährlich beziffert. Bezogen auf Deutschlands gesamte Treibhausgasemissionen liegt der Anteil der Zementindustrie an diesen laut WWF-Studie aus dem Jahr 2019 bei rund 2 %, weltweit macht die Zementproduktion sogar 8 % der global vom Menschen verursachten Treibhausgase aus. Wissenschaftler aus aller Welt beschäftigen sich daher mit alternativen Lösungen – als Betonersatz oder in Ergänzung zum Beton, um den Betonbedarf und damit sowohl den Energieverbrauch als auch die klimaschädlichen Emissionen nachhaltig zu senken.

In diverse Richtungen wird geforscht und anhand eindrucksvoller Modellversuche Erfahrungen gesammelt: Beispielsweise testet man, inwieweit die beim herkömmlichen Stahlbetonbau verwendeten Stahlbewehrungen durch ein Geflecht aus Carbonfasern ersetzbar sind. Vom sogenannten Carbonbeton verspricht man sich neben der deutlich längeren Lebensdauer vor allem eine erhebliche Betoneinsparung, da hierfür nur etwa die Hälfte der Stahlbetonbau-Menge benötigt wird. Das liegt in erster Linie daran, dass Carbon nicht rostet: So ist bei der Carbonverwendung jener Betonanteil verzichtbar, der beim Stahl zusätzlich als Schutz vor Korrosion benötigt wird. Der im September 2022 eingeweihte CUBE * in Dresden ist ein Pilotprojekt in diesem Forschungsfeld. In anderen Bereichen wiederum beschäftigt man sich damit, lebendige Pflanzen bzw. Bäume als tragende Bestandteile einer baubotanischen Architektur zu integrieren. Zu diesem spannenden Ansatz finden sich auf dem Portal bioökonomie.de * weitere Ausführungen mit Bildern. Sicher – vieles, was man derzeit erkundet, klingt heute noch wie mehr oder weniger ferne Zukunftsmusik. Doch die Rückbesinnung auf traditionelle nachhaltige Baumittel an sich ist auch fürs Eigenheim ein heute schon erschwinglicher Wachstumstrend: Zum Tragen kommen dabei natürliche Rohstoffe – zuvorderst Holz sowie mit größerem Abstand zunehmend auch Lehm, Flachs und weitere Biobaustoffe. Im Jahr 2021 wurde bei rund 21 % der neu genehmigten Wohngebäude in Deutschland bereits Holz verwendet, welches dem mit 30 % nach wie vor an der Spitze stehenden Ziegel von daher schon verhältnismäßig nahekommt.

Holz punktet in klimatischer Hinsicht besonders durch seine Eigenschaft, beim Wachsen CO2 aus der Luft aufzunehmen und zu speichern. Mit der Holzbauweise belasten wir das Klima also nicht nur weniger – sondern geben diesem über „negative Emissionen“ so gesehen auch etwas zurück. Während Holz in skandinavischen Ländern bei Ein- und Zweifamilienhäusern bereits ein Standard und auch im nordamerikanischen Raum weit verbreitet ist, befindet sich die Holzbauweise hierzulande im Vergleich dazu doch eher noch in den Kinderschuhen – wenngleich unter den nachhaltigen Baustoffen weit führend. International setzt man beim „Holzbau“ heutzutage auf Hybridbauweisen und CLT (Cross Limited Timber), ein besonders stabil nach neuerer Technik verleimtes Brettschichtholz. Seine Druckfestigkeit gleicht der von Stahlbeton, allerdings mit nur einem Fünftel von dessen Gewicht. So sind auch Hochhäuser aus Holz möglich – die mittlerweile regelrecht boomen: Das bislang höchste steht im norwegischen Brumunddal – Mjøstårnet ist mit 18 Stockwerken 85,4 Meter hoch. Deutschlands erstes Holzhochhaus, welches in Hybrid-Bauweise aus Holz und Beton entstanden ist, steht in Heilbronn: Das zehngeschossige Skaio ist 34 Meter hoch. Und in Hamburg gibt es schon den nächsten deutschen Superlativ: Das kürzlich eröffnete Roots mit 19 Stockwerken und 65 Metern Höhe soll im kommenden Jahr (2024) fertig werden.

Wenngleich bislang bei uns noch nicht so fortgeschritten in der Breite wieder zurückgekehrt, ist Lehm um seiner vielen guten bauphysikalischen Eigenschaften willen beim Kampf ums Klima ebenfalls ein Hoffnungsträger: Tatsächlich ist Lehm einer der ältesten Baustoffe der Welt. Auch in Europa waren Lehmbauweisen einstmals sehr verbreitet, bevor der lehmige Baustoff im Zuge der Industrialisierung von industriell erzeugten Baustoffen wie dem Beton verdrängt wurde. Historische Fachwerkbauten zeugen von der einstigen Bedeutung – wie auch spätere, in sogenannter Pisé-Bauweise errichtete Stampflehmgebäude: Als höchstes dieser Art gilt heute ein sechsgeschossiges Haus aus dem Baujahr 1830, das im hessischen Weilburg an der Lahn zu finden ist. Weltweit wohnt heute noch ein Drittel der Menschheit in Lehmbauten – ein Großteil davon im mittleren Osten und afrikanischen Regionen, wo der Zugang zu industriellen Baustoffen nicht wie bei uns gegeben bzw. Beton gemessen an dortigen Einkommensverhältnissen zu teuer ist. Hierzulande lernen wir den „Beton der Armen“, wie Lehm auch genannt wird, vor dem Hintergrund des Klimawandels aktuell ganz neu zu schätzen: Denn Lehm muss nicht gebrannt werden. Für seine Herstellung bedarf es in Relation zur Betonproduktion nur etwa 15 % der Energie. Zudem wirkt Lehm – ähnlich wie auch Vertikale Gärten – als natürliche Klimaanlage, da er Feuchtigkeit aufnimmt und wieder abgibt: So kann sich beim Lehmbau die Temperatur in Innenräumen selbst dann noch konstant bei 24 Grad Celsius regulieren, wenn es draußen schon 40 Grad hat. Die einst wegen potenzieller Instabilität bei Nässe als nachteilig erachtete Wasserlöslichkeit des Lehms wird inzwischen überdies als Vorzug angesehen: Denn Lehm ist dadurch ohne Qualitätsverluste beliebig oft recycelbar. Und wie beim Holz fallen angesichts der Entwicklung verbesserter moderner Technologien vermeintliche Schwächen manch „alter Baustoffe“ heute mitunter gar nicht mehr größer ins Gewicht – so auch beim Lehm, während positive Auswirkungen für Umwelt und Klima überwiegen.

Fazit

„Zurück zur Natur“ ist kein Rückschritt, sondern die Zukunft. Wer sich mit nachhaltiger Bauweise beschäftigt, ist entsprechend auch mit Holz nicht auf dem „Holzweg“. Dieser Beitrag ist nur ein Auszug dessen, was sich im Baubereich gerade sehr rege tut. Für Klima, Umwelt und gesunden Wohnkomfort lohnt es sich in jedem Fall, beim Bauvorhaben nachhaltige Möglichkeiten zu erfragen und auf Stoffe zu setzen, die möglichst langlebig, nachwachsend, regional, biologisch abbaubar und recyclingfähig sind – um damit an einer wirklich zukunftsweisenden Baukultur teilzuhaben.

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